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Der Buchener Blecker

Über die Entstehung des Buchener Wahrzeichens ranken sich verschiedene Mythen und Sagen.

Die bekannteste Erzählung greift auf ein tatsächlich historisch verbürgtes Ereignis in der Geschichte der Stadt Buchen zurück. Als Ruprecht I., Pfalzgraf und Kurfürst von der Pfalz, mit dem Mainzer Kurfürst Adolf I. von Nassau in Fehde lag, belagerten im Jahr 1382 pfälzische Truppen auch die Stadt Buchen. Jedoch gelang es den feindlichen Truppen nicht, die wehrhafte Stadt einzunehmen. Zu den geschichtlichen Fakten fügte der Mythos die Erzählung hinzu, dass die stolzen Buchener Bürger einen gutbeleibten Mann auf die Stadtmauer stellten. Dieser entblößte seinen Hintern als Versinnbildlichung einer Backware und signalisierte dem Feind dadurch, dass eine weitere Belagerung der Stadt aufgrund von reich gefüllten Vorratskammern zu keinem Erfolg führen würde. Von der Unmöglichkeit der Einnahme überzeugt, mussten die gegnerischen Truppen schließlich unrühmlich abziehen.

Die zweite mythische Erklärung nimmt Bezug auf die Vorstellung Buchens als reiches Talerstädtchen. So sollen die Bürger Buchens wiederum als Zeichen des Stolzes auf sich und den Hohn für Feinde den Blecker als bildhafter Ausdruck am Tor in Richtung des armen Odenwalds (Stadtturm) angebracht haben.

Neben diesen beiden, immer noch populäreren Erzählungen wurde auch die Interpretation der Steinfigur als loser Scherz eines Baumeisters angeboten, der damit einer möglichen Kritik und Hohn an seinem Bauwerk zuvorgekommen sei.

Neben diesen teils sympathischen Erklärungsversuchen dürfte die Antwort über die Entstehung des Bleckers im Bereich des mittelalterlichen Aberglaubens zu verorten sein. So war es durchaus üblich, fratzenhafte Neid- und Spottfiguren an Häusern und Toren anzubringen, um sich damit von Unheil wie Krankheiten, Seuchen, Unwetter und Missernten sowie vor Feinden zu schützen. Der Blecker ist in diese Kategorie der Neidbilder einzuordnen, indem er durch das Entblößen des Hinterteils in derb-lustiger Weise seinen Abwehrdienst versah.

Eines der frühesten Bilder des Buchener Blecker

Die Bezeichnung Blecker bedeutet so viel wie zeigen oder weisen und nimmt somit auf die Tätigkeit der Steinfigur Bezug. Mit dem Hinstrecken des Hinterteils, dem geöffneten Mund und der herausgestreckten Zunge beinhaltet der Buchener Blecker drei typische Motive, die man bei Neidfiguren häufig findet. Die Original-Skulptur ist 60 Zentimeter lang und aus Sandstein gefertigt. Der Kopf ist jedoch neueren Ursprungs und wurde vermutlich Anfang des 20. Jahrhunderts nachträglich ergänzt. Dürfte die Urform des Kopfes vermutlich dämonischer und schreckhafter gewesen sein, ist die jüngere Version deutlich kunstfertiger als der Rest der Figur gestaltet.

Auch der ursprüngliche Standort ist nicht eindeutig belegbar. Neben der Vermutung, dass der Blecker auf der Stadtmauer angebracht war, erscheint eine Befestigung an einem der Stadttore als wahrscheinlicher. Besonders das heute nicht mehr bestehende Würzburger Tor am Steinernen Bau wird in diesem Zusammenhang als möglicher Standort favorisiert. Das Alter des Blecker wäre demnach um das Jahr 1490 zu datieren.

Beim Abbruch der mittelalterlichen Wehranlagen und dem Würzburger Tor um 1809/13 soll der Blecker schließlich aus dem Bauschutt geborgen worden sein. Hierbei dürfte er auch seinen ursprünglichen Kopf verloren haben. Ende des 19. Jahrhunderts war der Blecker im Haus des Schneidermeisters Weimer in der Houscht (Hochstadtstraße) eingemauert und wurde später verkauft. Als der spätere Pfarrer Josef Weigand, der während seiner Kindheit gegenüber des Schneidermeisters gewohnt hatte, in Tauberbischofsheim im Konvikt weilte, entdeckte er den Buchener Blecker bei einem Spaziergang im Garten eines Bildhauers in Grünsfeld und kaufte ihn für 15 Mark zurück. Im Jahr 1905 wurde der Blecker schließlich von einer Abordnung junger Männer feierlich zurück nach Buchen gebracht. Zur Heimkehr verfasste der bekannte Buchener Mundartdichter Jakob Mayer ein Gedicht und 1913 gründete sich eigens zu dessen Ehren der sogenannte Blecker-Club. Die Steinfigur selbst fand im Bezirksmuseum Buchen nach langer Irrfahrt seine letzte Ruhestätte.

Spätestens mit dem Wiederaufleben der Buchener Faschenacht in den 1920er Jahren wurde der Blecker endgültig im närrischen Brauchtum von Buchen verankert. Dem Schutzherrn der Buchener Narren wird seitdem mit einem Kuss auf sein Hinterteil die Referenz erbracht. Es ist die symbolische Bezeugung, dass sich zu Zeiten der Faschenacht der Mensch, normalerweise rational denkend und handelnd, gerne der Autorität des Narrenschutzpatrons beugt.

Die Buchener Symbolfigur ist heute vielfach im Stadtbild vertreten. Bereits am 12. November 1949 wurde auf Initiative des Blecker-Clubs ein Relief am Stadtturm enthüllt. Natürlich findet man ihn auch im Narrenbrunnen am Oberen Marktplatz und am Zunfthaus der Narhalla in der Vorstadtstraße. In der Nähe des ursprünglichen Standorts, dem Vorhof von Schneidermeister Weimer, wurde ebenfalls ein Relief angebracht. Zuletzt wurde im Jahre 2021 auf dem Marktplatz ein Trinkwasserspender in Form des Buchener Bleckers installiert.

 

 

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