Blühende Bäume in Buchen
08.07.2025

Rochus-Prozession 2025 und Verabschiedung von Pfarrer Johannes Balbach

390 Jahre nach der Pestepidemie von 1635 gedenken am kommenden Sonntag, 13. Juli,  Stadt- und Pfarrgemeinde Buchen wieder den Opfern dieser verheerenden Seuche und begehen das Fest zu Ehren des Pestpatrons St. Rochus. In diesem Rahmen wird auch der scheidende Dekan Johannes Balbach verabschiedet.

Die Gründung des Rochusfestes in Buchen liegt in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648), als neben der durch den Krieg und seiner Soldaten verursachten Not auch noch eine folgenschwere Pestepidemie in Süddeutschland grassierte. Bei einer ungefähren Einwohnerzahl von 1.400 Menschen starben in Buchen vom Herbst 1634 bis Ende 1635 über 300 Personen an der Pest – mehr als jeder fünfte Einwohner. Nach den Aufzeichnungen des Stadtschreibers Johann Kieser sollen mit den Flüchtlingen aus den umliegenden Dörfern, die ihr Heil hinter den Buchener Stadtmauern suchten, insgesamt über 1.300 Menschen der Seuche zum Opfer gefallen sein. Im Jahr 1635 rief der Rat und die Bürgerschaft schließlich den Pestpatron St. Rochus um Hilfe an und gelobte, „daß man Jährlich auff diesen Heyligen Tag [16. August] in gehaltener Procession umb die Statt daß Venerabile [Allerheiligste] tragen, ein H. Meß vom g[edachtem] H. Rochus singen und nachgehends eine Predig thun solle […].“

Ein neuerliches Auftreten der Pest in Buchen und der näheren Umgebung zwischen den Jahren 1660 bis 1667 führte zu einer Erneuerung des Gelübdes im Jahr 1667, wobei diesmal auch die Nachbargemeinden Unterneudorf, Stürzenhardt, Hollerbach, Steinbach und Rumpfen miteinbezogen wurden. In der Erneuerung wurde „einhellig eingewilliget und einmütig geschloßn, daß hinforter und zur ewigen Zeiten Jährlich auf den 16. Monathstag Augusti erwähntes hochheyliges Fest S. Rochi Confess. alhier in Gemeiner Statt umb abwendung der Pest hochfeyerlich Celebriert werde[n] soll […]“.

Die Buchener Bürgerinnen und Bürger mussten mehrmals um den Erhalt dieser kulturell und religiös bedeutsamen Tradition kämpfen. Im Jahr 1770 beschloss der Bischof von Würzburg, getrieben von der aufklärerischen Theologie, dass das Rochusfest nicht mehr begangen werden sollte. Ein Bittgesuch des Rats und der Bürgerschaft der Stadt Buchen erreichte schrittweise, dass der Gedenktag beibehalten werden durfte. Auch eine staatliche Anordnung der Verwaltung des Großherzogtum Baden 1811 mit der Vorgabe zur Abschaffung des Rochusfestes konnte schlussendlich abgewehrt werden.

Nachdem die Buchener Bürgerinnen und Bürger tatsächlich für lange Zeit von größeren Epidemien verschont geblieben waren, suchte im Kriegswinter 1942/43 eine Typhus-Epidemie die Stadt und ihre Bewohner heim. Von 297 erkrankten Personen verstarben 45 an der systemischen Infektionskrankheit. Die Tragödie veranlasste die Buchener Bevölkerung, das seit 1635 bestehende Rochusgelöbnis erneut zu bekräftigen.

An diesem Sonntag erfüllt die Buchener Bevölkerung erneut das Versprechen ihrer Vorfahren. Um 9 feiert Weihbischof Dr. Peter Birkhofer, der auch die Predigt hält, den Festgottesdienst zum Rochusfest in der Pfarrkirche St. Oswald. Die Prozession schließt sich an. Dieser besondere Tag im kirchlichen Leben der Pfarrei Buchen bildet auch den Rahmen für die Verabschiedung von Dekan Johannes Balbach, der Buchen zum Ende des Jahres 2025 verlassen muss. Aus diesem Anlass versammelt sich zum Rochusfest die gesamte Seelsorgeeinheit.

Das Rochusgelübde von 1635 im Jurisdictionalbuch. Foto: Stadtarchiv Buchen

Bildunterschrift

Das Rochusgelübde von 1635 im Jurisdictionalbuch. Foto: Stadtarchiv Buchen