Dennoch veranlasste der Stadtbrand manchen Buchener dazu, seine Zelte in der Bleckerstadt abzubrechen; in diesem Kontext verwies das Stadtoberhaupt auf das 1718 von fränkischen Siedlern in Ungarn gegründete Dorf Berkény: "Unter den Dorfgründern befanden sich auch Buchener, die sich möglicherweise nach dem Brand eine neue Existenz schufen", wies er hin.
In Buchen selbst ermöglichte der Flammenraub einen Neubeginn: "Die Brandschäden waren der Anfang einer Städteplanung, ohne die es unsere heutige Altstadt rund um die Marktstraße so nicht gäbe", betonte er.
Erster Landesbeamter Dr. Björn-Christian Kleih bezeichnete den Stadtbrand im Anschluss als "Ausgangspunkt eines urbanen Wohnumfelds" und ließ nicht unerwähnt, dass Stadtbrände seinerzeit "auch durch die Bausituation bedingt gang und gebe waren".
Mit zahlreichen Schaubildern untermalte Bauhistoriker Peter Knoch die auf seinen Forschungen basierende Einführung. Nachdem ungewohnt starker Wind zur raschen Ausbreitung des Brandes geführt hatte, offenbarte sich kaum zwei Wochen nach dem Unglück erste Aufbruchstimmung: "Am 11. September 1717 dachte die Verwaltungsebene erstmals an einen Wiederaufbau", erinnerte Knoch. Scharfe Kanten und verwinkelte Ecken sollten jedoch auf Anraten von Oberamtmann Franz Sebastian von Ostein vermieden werden, was Zimmermann Jacob Wüst (Amorbach) und der Baumeister von Külsheim in den Bauplänen umsetzten; großes Augenmerk galt etwa der freien Sichtachse vom Marktplatz bis zum Stadtturm.
Dem in fünf Jahren im barocken Stil wieder aufgebauten Stadtkern wurde ein städtischer Charakter verliehen: "Es befanden sich keine Misthaufen mehr vor den Häusern", schilderte Peter Knoch und zeigte mit Faksimiles alter Stadtansichten auch die damaligen Fassaden sowie typisch barocke Gestaltungselemente wie geordnete Fensterachsen. Für einheitliche Erscheinungsbilder der Häuser sorgten auch Bauherrengemeinschaften, bei denen man jedoch nicht mehr nachweisen könne, ob diese verordnet wurden oder auf freiwilligen Zusammenschlüssen beruhten.
Eine Besonderheit war das für die Dachstühle verwendete Holz: "Hochwertig gewachsenes Eichenholz wurde seinerzeit in die Niederlande verbracht, um Geld zu verdienen", erklärte der Experte und fügte an, dass für den Buchener Neuaufbau ausschließlich "schief gewachsenes oder verwurzeltes Holz, das nicht guten Gewissens verkauft werden konnte" Verwendung fand.
Gegen Ende seines Vortrags ließ er wissen, dass sämtliche Gebäude im Alt- und Vorstadtbereich bei der Stadt einsehbare Steckbriefe besitzen und im Zuge der Forschungsarbeit ans Tageslicht kam, dass über die Jahre 60 Prozent der damals errichteten Bauten verschwanden: "Buchen hat verhältnismäßig wenig historische Bausubstanz", betonte Knoch - nun stehe man vor der Frage, wie das Verbliebe bewahrt und Eigentümer unterstützt werden können. "Jedenfalls haben die Buchener Enormes bewerkstelligt und mit dem zügigen Wiederaufbau, der heute so nicht mehr denkbar sei, den festen Willen bewiesen, die Katastrophe zu überwinden", bilanzierte er im Rückblick.
Der abschließende Dank seitens Bürgermeister Roland Burger galt Stadtarchivarin Gerlinde Trunk und Peter Knoch sowie dem von Nelli Wirch geleiteten Akkordeon-Ensemble der JMK-Musikschule, welches den Abend schwungvoll und zugleich andächtig umrahmte. Im Foyer des Neuen Rathauses bestand nach kurzer Instruktion von Peter Knoch die Gelegenheit zum Rundgang.
Info: Die Ausstellung ist bis zum 10. November montags bis freitags von 8-18 Uhr im Neuen Rathaus zu sehen.
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